Von der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl habt ihr sicher schon mal etwas gehört. Doch was genau ist am 26. April 1986 im Kernkraft der Stadt Prypjat passiert? War es ein technischer Defekt oder doch menschliches Versagen? Hätte man das alles verhindern können oder ist die Welt vielleicht sogar mit einem blauen Auge davon gekommen?
Die neue Miniserie Chernobyl beantwortet euch diese Fragen und bringt Licht ins Dunkle.
Was uns in Chernobyl erwartet
Die Handlung setzt in der Nacht des Unglücks ein und wir begleiten die Darsteller vom Moment der Katastrophe bis hin zur juristischen Wiederaufarbeitung.
Im Fokus des Geschehens steht der sowjetische Wissenschaftler Waleri Legassow, der – weil er so ziemlich der einzige ist, der die unmittelbare Gefahr erkennt bzw. wahrhaben möchte – notgedrungen nach Prypjat entsandt wird, um das Ausmaß der Explosion in Reaktor 4 zu beurteilen. Dabei wird ihm Boris Schtscherbina, ein linientreuer sowjetischer Politiker, zur Seite gestellt.

Waleri Legassow ahnt das Schlimmste und soll Recht behalten.
Wird Legassows Worten anfangs nur wenig Glauben geschenkt, treten immer mehr von ihm prognostizierte Ereignisse ein, weswegen bei Schtscherbina relativ zügig ein Umdenken stattfindet. Hält er den Wissenschaftler zu Beginn noch für einen hysterischen Panikmacher, merkt er schnell, dass er die letzte Hoffnung für Prypjat und alles westlich der Stadt ist.

Legassow und Schtscherbina am Kraftwerk.
In Chernobyl – eine Serie, die sich unter anderem weitgehend an belegbare Fakten hält – lernen wir aber auch viele andere (zumeist real existierende) Personen kennen, die an der Katastrophe oder der Wiederaufarbeitung direkt beteiligt waren. Beispielsweise Anatoli Djatlow, den stellvertretenden Chefingenieur des Kernkraftwerks, oder auch Alexander Akimow, den zum Zeitpunkt des Unglücks tätigen Schichtführer.
Chernobyl ist sehr detailverliebt…
…ohne dabei wirklich langatmig zu sein.
Das überrascht, denn 60 Minuten für eine Episode empfinde normalerweise als zu lang. Einzig zur Mitte hin, hätte ein wenig mehr Leben in der Bude sein können. Jedoch will ich betonen: Das ist Jammern auf sehr hohem Niveau! Die Co-Produktion von HBO und Sky weiß nämlich durchaus, den Zuschauer immens zu fesseln.
Das hat insbesondere zwei Gründe: Zum einen diese furchtbar beklemmende, bedrohliche Atmosphäre, die in Chernobyl jederzeit spürbar ist, zum anderen die Authentizität der Serie.
Der Drehbuchautor und Regisseur Craig Mazin hat bei seiner Arbeit ein sehr gutes Auge für Details bewiesen. Einige Darsteller könnten Doppelgänger oder entfernte Verwandte ihrer realen Vorbilder sein und diverse Schlüsselszenen der Serie sind vom historischen Bild- oder Videomaterial kaum zu unterscheiden. Spitzenklasse!
https://www.facebook.com/CHERNOBYLwel.come/photos/a.632786240135152/2249810561766037/?type=3
Es kann nicht sein, was nicht sein darf!
Doch wie konnte es nur zu einer so apokalyptischen Katastrophe kommen? Warum war das Krisenmanagement so schlecht, wenn nicht sogar dilettantisch?
Ich möchte an dieser Stelle keine Details nennen bzw. spoilern. Ich will nur folgendes vorweg verraten: In Chernobyl haben wir die Möglichkeit, von den faulen Früchten des Sozialismus zu kosten.

Originalaufnahme aus Tschernobyl
Ihr werdet entsetzt sein, wie stringent man das Offensichtliche verdrängen kann, in welche dunklen Abgründe Angst oder Gier einen führen können und was es bedeutet, fremdgesteuert zu sein.
»Stell keine Fragen, der Staat weiß, was für dich gut ist! Oder stellst du etwa den großartigen Sozialismus in Frage?«
Quasi jeder in Chernobyl.
So kommt es dazu, dass Schaulustige wie Lemminge auf das Kraftwerk zulaufen, ohne zu wissen, dass sie in ihr Verderben rennen oder Fehler gemacht werden, die keiner machen würde, der nur eine Schulstunde Physik/Chemie hatte, zu Machtmissbrauch, Vertuschung, uvm.
Zusammengefasst: Chernobyl erklärt uns nicht nur das Wie, sondern auch das Warum. Erwartungsgemäß werden uns die Gefahren der Radioaktivität perfekt veranschaulicht. Doch wir lernen darüber hinaus genauso viel über die Tücken von totalitären Systemen. Das ist die dritte große Stärke der HBO/Sky-Produktion. Das macht Chernobyl so wertvoll.
Fazit: Ein absolutes Highlight!
Einzige Schwäche: Hier und da hätte es ein wenig flotter vorangehen können. Punkt. Sonst habe ich an Chernobyl wirklich rein gar nichts auszusetzen.
Die Serie sieht toll aus, ist ein atmosphärisches Highlight, Craig Mazin ein Auge für Details bewiesen, die Darsteller wurden hervorragend ausgewählt und machen obendrein einen tollen Job.

Meiner Meinung nach hat vor allem Stellan Skarsgård in seiner Rolle als Boris Schtscherbina geglänzt.
Besonders stark: Chernobyl ist mehr als ein plumper Katastrophen-Porno à la The day after tommorow oder 2012 (beides Filme von Roland Emmerich). Man erfährt nicht nur das Wie, sondern auch das Warum. Denn die Ursachen für die Nuklearkatastrophe waren nicht nur technischer Natur, sondern sind mitunter auch auf menschliche Schwächen zurückzuführen.
Falls ihr Lust auf ein atmosphärisches Meisterstück habt, welches euch überdies zum Nachdenken animiert, dann kommt ihr an Chernobyl nicht vorbei.
Wertung: 4,5/5 Sterne und für Kenner: 8/9
Wo kann ich mir Chernobyl angucken?
Sky-Kunden können sich Chernobyl auf Sky Atlantic HD oder via Sky On Demand anschauen. Wer kein Sky-Abonnement hat, kann sich die Serie online über den Streaming-Dienst Sky Ticket angucken.
Ein paar Meinungen aus dem Netz zu Chernobyl
Ich hab mir #Chernobyl mal angesehen und dachte mir, dass ich nicht auf den Hype Train aufspringe. Habs mir jetzt mal nüchtern angesehen und muss sagen, es ist sehr bedrückend und macht einen nervös. Sollte sich jeder mal ansehen.
— Daniel (@iamtheniel) June 7, 2019
#Chernobyl ist ja eine Serie die auf einem wahren Ereignis beruht. Manchmal denkt man, jetzt haben sie aber übertrieben, um dramatische Effekte zu erzeugen, und dann googelt man, und stellt fest, nee, haben sie nicht. 😮
— Herbie (@HBisdorf) June 10, 2019
https://twitter.com/ennolenze/status/1137778990133981186
Noch nie habe ich die Funktionsweise eines Kernreaktors so gut erklärt bekommen, wie in der Szene mit Legassow und den Karteikarten. #Chernobyl
— Hannah (@speichtweet) June 12, 2019
https://twitter.com/tomvogt/status/1137669822798585856
Wie man Menschen Angst macht:
Horrorfilme so: Ich zeig dir Monster und Geister und Gespenster#Chernobyl so: Ich zeig dir die Realität.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
— Antje (@AntjeWessels) June 8, 2019
Ich schimpfe oft und – leider – sehr berechtigt – auf @SkyDeutschland – aber mit der #HBO Serie #Chernobyl haben sie eine der beeindruckendsten Serien der letzten Jahrzehnte im Programm. Unbedingt anschauen – unfassbar gut 😳👍🏻👍🏻👍🏻
— Dr. h.c. Albern (@78warschoen) June 12, 2019
Man sitzt bei jeder Folge #Chernobyl sprachlos und kopfschüttelnd da und denkt sich: das kann doch nicht wahr sein?!
Sehr bedrückend, erschütternd und aufwühlend. Vor allem weil es real war/ist. Die Texteinblendungen am Schluss machen nochmal fassungslos.— Sanna (@LettieSandrine) June 11, 2019
„pripyat-1366164_1920“ von Денис Резник @Pixabay. Bearbeitet von Juri Kristiansen. Lizenz: Pixabay Lizenz
Sendung: Chernobyl. Ausgestrahlt im Mai, Juni 2019 auf Sky Atlantic HD. Lizenz: © Sky Deutschland (zur Verfügung gestellt und Nutzungserlaubnis erteilt durch Sky Deutschland)
Sendung: Chernobyl. Ausgestrahlt im Mai, Juni 2019 auf Sky Atlantic HD. Lizenz: © Sky Deutschland (zur Verfügung gestellt und Nutzungserlaubnis erteilt durch Sky Deutschland)
„Chernobyl Tour“ von Ronald Woan @Flickr. Lizenz: CC BY-NC 2.0
Sendung: Chernobyl. Ausgestrahlt im Mai, Juni 2019 auf Sky Atlantic HD. Lizenz: © Sky Deutschland (zur Verfügung gestellt und Nutzungserlaubnis erteilt durch Sky Deutschland)