Flache Witze, Tweetklau und Hasskommentare sind Schnee von gestern, denn nun sind sogenannte „Fake News“ in aller Munde. Politiker und Journalisten sind sich einig: Facebook ist an allem Schuld! Doch ist das wirklich wahr?
Natürlich nicht, denn Facebook ist kein journalistisches Medium. Facebooks Geschäftsmodell ist es, einzelne Menschen miteinander zu verbinden und ferner eine Beziehung zwischen Unternehmen und (potenziellen) Kunden aufzubauen. Erlösmodell: Werbeanzeigen verkaufen. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger. Deshalb bezeichnet sich Facebook auch nicht als Nachrichtenportal, sondern als soziales Netzwerk.
Steht da irgendwas von Nachrichten?
Im Gegensatz zu einem Nachrichtenportal generiert ein Soziales Netzwerk keinen eigenen Content, betreibt keine Nachrichtenselektion und ist folglich in keinster Art und Weise dem Deutschen Presserat unterstellt. Warum auch? Facebook macht nichts anderes als eine Plattform bzw. Infrastruktur zur Verfügung zu stellen sowie Werbeflächen zu verkaufen. Ein Zusammenhang zwischen Facebook und Journalismus ist mir nicht ersichtlich.
Wenn Politiker nun fordern, Facebook solle sich von nun an als Sittenpolizei oder Hüter des Qualitätsjournalismus aufspielen, dann frage ich mich, warum nicht WordPress an den Pranger gestellt wird, wenn jemand auf seinem Blog Dünnschiss verzapft? Warum werden nicht GMX und Hotmail dafür belangt, wenn ich Lügen via Email verbreite? Beispiele gibt’s hier en masse. Doch das wäre absoluter Kokolores.
Bundesminister Maas setzt bisher auf eine Selbstverpflichtung der Kommunikationsriesen, hat aber schon angedroht gesetzgeberisch tätig zu werden.
Denn es wäre a) technisch als auch logistisch kaum möglich den Forderungen der Politiker nachzukommen, b) fehlt es diesen Unternehmen an journalistischem Know-how, Qualitätsjournalismus von Schund zu unterscheiden und c) ist es gar nicht die Aufgabe eines „Providers“ für Dinge dieser Art zu sorgen.
Wenn bild.de den Pressekodex mal wieder mit Füßen tritt, wer wird dann gerügt? Ich hoffe doch die Bild und nicht 1&1 (oder ein anderer Webhoster), weil auf deren Servern die Website gehostet wird.
Die Politiker und Presse machen es sich hierbei viel zu einfach. Ein Buhmann wurde zwar schnell gefunden. Das ist ganz schön, aber das Problem wird dadurch nicht gelöst. Das kann man nur, indem man das Übel an der Wurzel packt.
Der Deutsche ist dumm! Ne, Spaß bei Seite. 😀 Aber viele Menschen, und nicht nur der typische „Hartz IV-Proll“, der im Mittagsprogramm auf RTL zu sehen ist, verfügen leider über keinerlei Medienkompetenz.
Das ist der Grund, warum einige Menschen jeden Mist glauben, den sie im Internet sehen. Sie haben nie gelernt, Medien kritisch zu konsumieren. Sie lesen eine Schlagzeile und nehmen sie so hin.
So kommt es auch regelmäßig dazu, dass wütende Kommentare unter Beiträgen des Postillons zu lesen sind. Denn anstatt den Artikel zu hinterfragen und folglich zu erkennen, dass es sich beim Postillon einzig und allein um Satire handeln kann, wird die neue Information direkt als wahr eingestuft.
Satire ist nicht immer leicht zu erkennen. (Quelle: Twitter @MunibAgha)
Und wenn diese Leute schon zu „blöd“ sind, Satire zu erkennen, wie sollen sie dann „Fake News“ von echtem Journalismus unterscheiden? Zu wenige Menschen recherchieren, wer überhaupt hinter einer Nachrichtenquelle steckt. Ist der Honigmann oder der Wächter ein journalistisches Medium? Zur Hölle, nein! Wer hat die Statistiken erhoben? Ist der Artikel tendenziös bzw. manipulativ geschrieben?
Es gibt so viele Faktoren, die bei jemandem, der über eine gesunde Medienkompetenz verfügt, sofort die Warnleuchten aufleuchten lässt.
Denn in unseren Schulen wird nichts, aber wirklich rein gar nichts, für die Medienkompetenz der Menschen getan. Im besten Fall wird behauptet, die Bild sei böse. Das war’s! Aber wie man richtig Medien konsumiert, woran ich Journalismus von PR bzw. Meinungsmache oder gar von „Fake News“ unterscheiden kann und noch vieles mehr, steht bis dato nicht auf unserem Lehrplan.
„Fake News“ werden bei der aktuellen Entwicklung der Medienlandschaft und der Anzahl von Plattformen nicht verschwinden. Somit ist es der einzige Weg, die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren und ihre Medienkompetenz zu schärfen.
Also, Herr Maas, beschweren Sie sich zukünftig nicht mehr bei Marc Zuckerberg, sondern wenden Sie sich an ihre Kollegin Johanna Wanka. Sie, als Bundesministerin für Bildung und Forschung, kann Ihnen wesentlich besser weiterhelfen, als es Facebook je könnte.
„fake-2355686_1920“ von Wokandapix @Pixabay. Bearbeitet von Juri Kristiansen. Lizenz: CC0 1.0
„social-network-76532_640“ von Simon Steinberger @Pixabay. Lizenz: CC0 1.0
„Heiko Maas, Ministro de Relaciones Exteriores de Alemania“ von G20 Argentina @Flickr. Lizenz: CC BY 2.0