Zehn der meist überbewertetsten Serien unserer Zeit habe ich euch bereits vorgestellt (Platz 15 – 11|Platz 10 – 6). Nun ist es Zeit, zu verkünden, welcher Produktion ich ihren immensen Erfolg am wenigsten gönne.
Platz 5: Babylon Berlin (Sky)
Meine treusten Leser wussten natürlich bereits im Vorfeld, dass Babylon Berlin in diesem Ranking nicht fehlen würde. Zu häufig habe ich mich in aller Öffentlichkeit darüber beschwert, dass ich den Hype um die deutsche Erfolgsproduktion einfach nicht nachvollziehen kann, denn ich halte sie schlicht und ergreifend für sterbenslangweilig.
In der Sky-Produktion passiert einfach nichts – und das, was passiert, ist vorhersehbar, abgedroschen, uninspiriert. Ein Klischee jagt das nächste. Man könnte meinen, ein minderbegabtes Kleinkind hätte das Drehbuch geschrieben.
Da hilft es auch nur wenig, dass die Atmosphäre stimmig ist, die Schauspieler zu überzeugen wissen oder dass das Berlin der goldenen Zwanziger noch nie so schön aussah. Mag ja alles sein. Will ich auch nicht abstreiten. Mein Ziel ist es ja nicht, alles an Babylon Berlin in Grund und Boden zu reden.
Doch bei allem Toll und Super sollte dennoch nicht vergessen werden, dass der Zuschauer in aller erster Linie unterhalten werden möchte. Ein Ziel, welches Babylon Berlin meines Erachtens meilenweit verfehlt.
Platz 4: Making a murderer (Netflix)
Die Netflix-Doku-Serie ist gleich aus zweierlei Gründen der absolute Bockmist!
Erstens: Die erste Staffel Making a murderer umfasst sage und schreibe zehn Episoden. Dabei reicht der Stoff, den der Kriminalfall Steven Avery hergibt, gerade mal so für eine gewöhnliche 40-Minuten-Doku, wie wir sie von NTV oder ZDFinfo kennen. So kommt es dazu, dass jeder Fakt und jede Aussage, wie für total Verblödete, zig mal wiederholt wird, was mir, spätestens ab Folge 3, völlig auf den Senkel gegangen ist.
https://giphy.com/gifs/mrw-work-anything-5jmoBTpmZCeOc
Zweitens tue ich mich mit dem Wahrheitsgehalt der Netflix-Produktion außerordentlich schwer, denn es wird auf Biegen und Brechen versucht, Steven Avery als absolutes Unschuldslamm, ein Opfer der „unfähigen“ amerikanischen Justiz, darzustellen.
Um dem Zuschauer dieses (eventuell gar nicht mal so zutreffende) Bild zu vermitteln, wird tief in die Trickkiste der tendenziösen Berichterstattung gegriffen. So werden belastende Fakten nur beiläufig erwähnt oder gleich völlig unter den Tisch gekehrt, so ziemlich jeder, der dafür verantwortlich ist, dass Steven Avery hinter Schloss und Riegel sitzt, wird als inkompetentes, menschenverachtendes Monster dargestellt, usw.
Zum Serien gucken gibts kaum etwas Besseres als #Netflix. Aber Dokus?!
Da kannst du genauso gut Kabel 1 Doku oder DMAX schauen, wie man an „Making a murderer“ gesehen hat. https://t.co/ziI2QtDQNF
— Juri Kristiansen (@DerBueriff) October 30, 2018
Etwas derart Einseitiges, Manipulatives zugleich journalistisch Inkorrektes habe ich nur selten gesehen, weswegen Making a murderer meiner Meinung nach boykottiert gehört.
Platz 3: Haus des Geldes (Antena 3 / Netflix)
Vier Episoden lang habe ich versucht, an Haus des Geldes Gefallen zu finden. Vier Episoden lang ist es mir nicht gelungen, woraufhin ich die spanische Erfolgsserie völligst entnervt abgebrochen habe.
Und mag sein, dass im weiteren Verlauf alles hundert mal geiler und besser wird und ich der Serie viel zu früh den Laufpass gegeben habe, jedoch sehe ich es nicht ein, erstmal zig Stunden meines Lebens zu verschwenden, bevor es richtig losgeht. Andere Serien schaffen es ja auch, von Beginn an spannend zu sein. Warum Haus des Geldes nicht?
Aber auch der Rest hat mich nicht wirklich überzeugt. Ich halte die Serie weder für sonderlich gut produziert noch für geschickt besetzt. Allem voran die Protagonistin, Tokio, halte ich für eine katastrophale Wahl. Úrsula Corberó würde ich niemals eine Hauptrolle zuschustern. Mit ihrem Charisma, welches auf mich die gleiche Wirkung wie Windpocken hat, eignet sie sich in meinen Augen allerhöchstens als Werbeträger für Hundefutter oder Klosteine.
Und auch der „Professor“ ist gar nicht mal so clever, wie allseits behauptet. Er ist schlicht und ergreifend ein hemmungsloser TV-Junkie, wie sich bereits in der Pilot-Folge herausstellt. Denn sein total ausgeklügelter Trick, wie er die Stürmung der Bank verhindert, ist nämlich gar nicht das Ergebnis seines ach so brillianten Verstandes. Er hat lediglich den Film Inside Man, aus dem Jahre 2006, gesehen. Dort hat Clive Owen den gleichen Kniff genutzt, um locker-lässig aus der Bank zu spazieren.
Ja, Bitch, der Büriff geht dir Hochstapler nicht auf dem Leim.
Platz 2: True Detective (HBO)
True Detective ist für mich das Manchester United unter den Serien. Man hat viel, viel Geld in die Hand genommen, trotzdem ist nichts Gescheites dabei rumgekommen. Was u.a. verdammt schade ist, denn die Krimiserie aus dem Hause HBO macht im Grunde genommen einiges richtig.
True Detective ist z.B. hervorragend produziert, beinahe ein Meisterwerk. So schön, das ist keine Serie mehr, sondern ein verdammter Ästhetikporno! Zudem starbesetzt: Matthew McConaughey, Woody Harrelson, Colin Farrell, Vince Vaughn, Rachel McAdams und wie sie alle heißen mögen.
Wer den Piloten einschaltet, wird sich nach wenigen Minuten wahrscheinlich fragen, ob der Büriff noch alle Tassen im Schrank hat? Wie in Gottes Namen kann man True Detective nicht geil finden? Was stimmt nicht mit dem Kerl?!?
Jedoch nur kurze Zeit später, offenbart sich die große Schwäche der HBO-Produktion: die Handlung. Diese ist zäh, gewöhnlich und furchtbar langweilig. Es wird immens viel Wert auf Charakterentwicklung gelegt, eine Geschichte wird allerdings nicht erzählt. Es gibt weder Spannungshöhepunkte noch Wendungen. Bei aller Liebe zum Detail hat man bei HBO wohl das Wesentliche aus den Augen verloren: Der Zuschauer will unterhalten werden.
Ob Matthew McConaugheys nahezu lächerliche Wandlung vom Sonnyboy zum biertrinkenden New Kids-Verschnitt dem gerecht wird, soll jeder für sich selbst entscheiden.
Beweisstücke A, B und C:
Matthew McConaughey am Anfang der Serie:
https://giphy.com/gifs/true-detective-matthew-mcconaughey-rust-cohle-l3IUWuTVDjelW
Im weiteren Verlauf von True Detective:
New Kids:
https://www.youtube.com/watch?v=rx-zBBFTsIQ
Platz 1: Breaking Bad (AMC)
Zwar ist Breaking Bad nicht die schlechteste Serie dieses Rankings, jedoch die mit Abstand überbewertetste.
Die beste Serie aller Zeiten! Wenn ich so einen Schmu schon höre… Da kriege ich Schockschiss! Da stellen sich mir die Haare zu Berge! Wie kann man derart krankhaft unter Wahrnehmungsstörungen leiden?!? Ich kann wirklich nicht verstehen, wie man sich zu so einer Aussage hinreißen lassen kann.
Denn die Handlung, welche auf den ersten Blick tatsächlich einen vielversprechenden Eindruck macht, kommt nicht in die Gänge. Es läuft alles nach dem gleichen Schema ab: Jessie Pinkman ist in einer Depri-Phase und Walter prallt mit seinem pragmatischen Wesen ab. Und in den seltenen Fällen, in denen Jessie ausnahmsweise mal nicht auf Drogen ist oder alle Sinne beisammen hat, stellt Walt auf stur.
Die einzige Konstante der Serie: Skyler. Walters Ehefrau nervt einfach immer – und das so hart, dass sich im Jugendjargon das Wort „skylern“ etabliert hat, welches man anstelle von „nerven“ nutzen kann.
Doch auch fernab der anstrengenden Charaktere halte ich Breaking Bad für relativ ereignislos. Immer wenn man sich denkt »Jetzt geht es endlich mal richtig ab!!!« drückt die Serie, wie von Geisterhand, voll auf die Bremse. Allgemein halte ich das Erzähltempo der AMC-Produktion für ziemlich fragwürdig, spätestens, seitdem ich Walt eine komplette Episode lang dabei zugeschaut habe, wie er versucht eine Fliege zu töten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Breaking Bad ist für mich der Inbegriff von „overrated“ und somit zwangsläufig die unangefochtene Nummer Eins dieses Rankings.
Das komplette Ranking im Überblick
15. Das Boot (Sky)
14. Gomorrha (Sky)
13. Fargo (FX)
12. The Man in the High Castle (Amazon)
11. Der Tatortreiniger (NDR)
Beitrag: Platz 15 – 11
10. House of Cards (Netflix)
9. Homeland (Showtime)
8. Mad Men (AMC)
7. Altered Carbon (Netflix)
6. Stranger Things (Netflix)
Beitrag: Platz 10 – 6
5. Babylon Berlin (Sky)
4. Making a murderer (Netflix)
3. Haus des Geldes (Antena 3 / Netflix)
2. True Detective (HBO)
1. Breaking Bad (AMC)
„H.Y.P.E“ von Verena Yunita Yapi @Unsplash. Bearbeitet von Juri Kristiansen. Lizenz: Unsplash Lizenz